Hätten Asterix und Obelix schon die Gasteiner Heilquellen gekannt, dann hätten Sie sich das umständliche Mixen ihres Zaubertrankes sparen und gleich das stärkende Wasser aus den Hohen Tauern verwenden können. Aber ganz im Ernst: Ausgrabungsfunde lassen vermuten, dass neben Steinzeitmenschen und keltischen Tauriskern auch die alten Römer das Gasteiner Tal besiedelt hatten. Und weil die Römer bekanntlich einer ausgeprägten Badekultur huldigten, werden sie die Bäder wohl auch ausgiebigst genützt haben.
Ihre erste Blütezeit erlebte die „Kultur des Badens“ im 15. und 16. Jahrhundert. Von weit her kamen die Menschen nach Gastein, um in einfachen Holzzubern ein Bad zu nehmen und ihren Leiden, wie etwa dem „Zipperlein“ (Rheuma), den Garaus zu machen. Aber nicht nur die Heilende Mischung schätzte man, auch die anregende Mischung aus Heilwirkung und Vergnügen – z.B. bei Brettspielen währen des Badens. Paracelsus erforschte bereits in Reihenuntersuchungen an Bergweksleuten die heilenden Kräfte des Berges. Interessantes und Wissenswertes über die „Goldgräberzeit“ kann man noch heute im Montandenkmal Böckstein sehen.
Der dreißigjährige Krieg leitete einen vorläufigen Niedergang der Badekultur ein: Die Bäderanlagen blieben primitiv und ungenützt. Fast zweihundert Jahre lang dämmerte das Gasteinertal so vor sich hin. Erst das Jahr 1828 brachte die große Wende: Erzherzog Johann von Österreich errichtete das Haus „Meran“ und gab damit den Startschuss für den großzügigen Ausbau Bad Gasteins.
Die Kraft der Gasteiner Thermalquellen. Was für die Menschen des ausklingenden Mittelalters und der darauffolgenden Jahrhunderte als geheimnisvolle Naturkraft galt, wird ab der Mitte des 20. Jahrhunderts wissenschaftlich erforscht und analysiert. Heute zählen Kuraufenthalte in Bad Gastein zu den anerkannten, hochwirksamen therapeutischen Maßnahmen in der klassischen Medizin. Mit physiologisch exakt nachgewiesener, empirisch und statistisch erfasster Wirkung.
Kaiser Franz Josef I mit Gattin Sissy zählen wohl zu den berühmtesten Kurgästen.
Zu dieser Zeit entwickelte sich Bad Gastein zum „Prominententreff“. Persönlichkeiten wie Franz Grillparzer, Franz Schubert, Adolph von Menzel, Arthur Schopenhauer und Wilhelm von Humboldt kamen nicht nur zur Kur, sondern verewigten das Gasteinertal in Gedichten, Bildern und Symphonien. Vielleicht noch mehr zum Ruhm des Kurortes trugen aber die Besuche der „Politprominenz“ bei. Der deutsche Kaiser Wilhelm I. kurte ebenso regelmäßig in Bad Gastein wie der österreichische Kaiser Franz Joseph I., Bismarck oder Moltke.
Das 20. Jahrhundert brachte den Fortschritt und die Wissenschaft nach Gastein. Der Fortschritt, das war die Eisenbahn, durch die der Ort endlich besser erreichbar wurde. Die Wissenschaft zog mit dem Gasteiner Forschungsinstitut ein. Es wurde 1936 zur Erforschung der Heilquellen gegründet.
Damit wandelte sich Bad Gastein endgültig vom altkaiserlichen Badeort zum modernen Kurort mit reichhaltigem Therapieangebot. Das Forschungsinstitut – heute Treffpunkt von hervorragenden Wissenschaftlern aus aller Welt – nimmt chemische und physikalische Analysen des Wassers vor. Gründlich untersucht wurde (und wird noch) vor allem jener Wirkstoff, dem die heißen Quellen ihre Heilkraft verdanken, das Radon. Hinzu kommt die laufende Beobachtung, Erfassung und statistische Auswertung der Heilerfolge. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Bei mehr als 70 Prozent der Kurgäste wird nachweislich eine Besserung ihres Leidens erzielt.